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Prix Engagement 2011

Zur Förderung des gepflegten Ortsbildes sowie zur Honorierung von Anstrengungen oder Projekten, die zur Attraktivitätssteigerung beitragen, verleiht die Gemeinde Wauwil jährlich den Prix Engagement. Für das Jahr 2011 hat der Gemeinderat als Preisträger gewählt:

René Kaufmann

Der Preisträger hat seine Vision, in unserer Gemeinde eine Pfahlbausiedlung zu realisieren, mit grossem persönlichen Engagement in die Tat umgesetzt. So konnte die Lebensweise unserer Vorfahren aus der Jungsteinzeit, durch den Nachbau der Pfahlbausiedlung und den weiteren Informationen auf dem Lernpfad, eindrücklich dokumentiert werden. Als damaliger Präsident des Lions Club Willisau hat der Preisträger dieses Projekt zur „50-Jahr-Jubiläums-Activity des Lions Club“ gemacht. Entstanden ist eine Pfahlbausiedlung mit schweiz-, ja sogar weltweiter Ausstrahlung. Der Preisträger war Kopf, Motor und vor allem das Herz für die Realisierung dieses ambitionierten Werkes. Zusammen mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern, sowie grosszügigen Sponsoren, hat er für die Gemeinde Wauwil ein einmaliges und nachhaltiges Werk geschaffen. Im Jahr 2011 wurden die Pfahlbauten am Alpenrand von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Damit erlangen die Pfahlbauten im Wauwilermoos auch national eine grosse Bedeutung.

Wauwil, 13. Dezember 2011

GEMEINDERAT WAUWIL

Die Gemeindepräsidentin: Vreni Gassmann
Der Gemeindeschreiber: Beat Rölli


Laudatio anlässlich der Gemeindeversammlung vom 13.12.2011 durch die Gemeindepräsidentin Vreni Gassmann-Koller

(leicht gekürzt / (rö))

René Kaufmann
Preisträger "Prix Engagement 2011"

Einleitung

Auch dieses Jahr hat die Arbeitsgruppe „Aktives Wauwil“ dem Gemeinderat einen Vorschlag eingereicht, wer ausgezeichnet werden soll. Bevor wir das Geheimnis lüften, wollen wir Ihnen nochmals kurz das „Konzept“ in Erinnerung rufen.

Konzept

Der "Prix Engagement" ist ein Beitrag der Gemeinde Wauwil zur Förderung eines gepflegten Ortsbildes. Weiter können dadurch auch Anstrengungen oder Projekte honoriert werden, die generell zur Attraktivitätssteigerung unseres Dorfes beitragen.

Durch die Verleihung des Preises soll ein überdurchschnittliches Engagement ausgezeichnet beziehungsweise diesem die Wertschätzung entgegengebracht werden. Der Prix Engagement ist dotiert mit 1‘800 Franken, das heisst pro Einwohner 1 Franken.

(Anmerkung: Der Preisträger hat mitgeteilt, dass er das Preisgeld zugunsten eines Wauwilermoos-Museums und zugunsten des Jugendparlamentes Wauwil spende (rö))

Laudatio

Und – wer soll dieses Jahr ausgezeichnet werden? Natürlich will ich es ein bisschen spannend machen. Ich erzähle Ihnen eine Geschichte. Sie können mitdenken und mitraten.

Vision

Ein ausgedehnter Spaziergang kann sehr erbauend sein, das wissen wir alle. Wir sind an der frischen Luft, können uns sportlich betätigen und haben erst noch genügend Zeit zum Nachdenken. Oder, wenn wir nicht allein unterwegs sind, können wir mit unserer Begleitperson gute Gespräche führen. Aus guten Gesprächen entstehen Ideen, Fantasien, Visionen, oder sogar Utopien. Genau das ist es. Utopien sind zwar Einbildungen und Unwirklichkeiten, aber auch Traumwelten und Wunschbilder.

So stelle ich mir vor, ist aus einem utopischen Wunschbild eine packende Vision entstanden.

Ich blende zurück. Wir schreiben das Jahr 2007.

In Gedanken begleiten wir zwei Männer auf ihrem Spaziergang im Wauwilermoos. Der eine nennt sich „Nielsen Ebbe“. Er arbeitet bei der Kantonsarchäologie – der andere ist „ortskundig“. Ebbe Nielsen hat den Auftrageinen Lernpfad zu erstellen. Entlang dieses Pfades soll die spannende Geschichte der ersten Bewohner von Wauwil kurz und klar aufgezeigt werden. Nur: Ein Weg mit erklärenden Tafeln und Stationen allein hat nicht die gleiche Wirkung, wie wenn am Ausgangspunkt ein richtiges Pfahlbauhaus – passend zum Leben der damaligen Bewohner - stehen würde. Eine Vision entsteht und sofort auch ein Wunschbild: Ein Pfahlbauhaus muss also her. Es soll am Rande des ehemaligen Wauwilersees stehen.

Unsere beiden Spaziergänger sind von dieser Idee hell begeistert. Doch die Ernüchterung folgt sogleich:Es stellen sich wichtige und schwer wiegende Fragen:

  • Wo soll ein solches Pfahlbauhaus stehen
  • wo gibt es das passende Grundstück
  • wer baut ein solches Haus – und vor allem
  • wer soll das bezahlen.

Der Funke ist gesprungen, die Vision entwickelt sich und langsam entsteht ein richtiges Feuer. Aber der unsägliche Gedanke: Das ist „nicht machbar“ muss verschwinden. Denn: Wo ein Weg ist, ist auch ein Ziel. Eigentlich logisch. Nur, wie kann die Vision verwirklicht werden? Richtig: Es braucht einen „Macher“ oder sagen wir einen „Schaffer“ an vorderster Front.

Der Spaziergang geht langsam zu Ende. Aber die Vision lebt. Ebbe Nielsen ist hell begeistert – sein Begleiter „euphorisiert“. Sie verabschieden sich – aber die Idee mit dem Pfahlbauhaus muss verwirklicht werden.

Sie wissen wohl inzwischen, wer Ebbe Nielsen auf seinem Spaziergang im Moos begleitet hat. Es ist die Persönlichkeit, welche die Vision mit dem Pfahlbauhaus tatsächlich verwirklicht hat. Ein unermüdlicher Schaffer, der mit Energie, Umsicht und selbstlosem Einsatz das ambitionierte Projekt koordiniert und schliesslich auch realisiert hat.

Es ist René Kaufmann, Preisträger des Prix Engagement 2011

René Kaufmann hat nicht nur ein Pfahlbauhaus sondern sogar drei Häuser und damit eine nachgebaute Pfahlbausiedlung realisiert. Er war der grosse Initiant, Koordinator und Verantwortliche für die Realisierung. Entstanden ist in Wauwil eine Attraktion die schweizweit und sogar weltweit Bedeutung und Anerkennung gefunden hat.

Und jetzt will ich Euch kurz zusammengefasst aufzeigen, wie die Vision verwirklicht wurde.

Planungs- und Vorbereitungsphase

Als erstes braucht auch ein Pfahlbauhaus, wie jedes andere Gebäude, ein passendes Grundstück. Dieses muss am Rande des Wauwilermooses liegen. Wie der Zufall es will, hatte die SBB genau am richtigen Ort ein Grundstück, welches seinerzeit für die Erstellung einer Unterführung reserviert wurde. Durch die Verlegung des Bahnhofes ins Gebiet Weiermatt war dort eine Unterführung kein Thema mehr. Deshalb wollten die SBB das Land loswerden was der Gemeinde sehr gelegen kam.

Nun kam die Frage: „Wer kann ein Pfahlbauhaus fachgerecht nachbauen?“ Ein Baugeschäft mit Trax und Kran? Nein. Wohl eher nicht. Erkundigungen bei einem Steinzeit–Experten geben Aufschluss, wie ein solches Pfahlbauhaus aussehen muss. Selbsterklärend ist dabei, dass nur Handarbeit für eine möglichst realistische Nachbildung in Frage kommt.

Das geeignete Grundstück war also gesichert und die Frage nach der fachgerechten Realisierung geklärt. Jetzt musste eine geeignete Organisation oder eventuell ein Verein gefunden werden, der die Realisierung an die Hand nimmt. Der glückliche Zufall wollte es, dass der Lions-Club Willisau, im Präsidentenjahr von René Kaufmann, sein 50-Jahr-Jubiläum feierte und eine entsprechende Activity suchte. Der Lions-Club ist ja bekannt, dass er jedes Jahr ein Projekt mit möglichst nachhaltiger Wirkung realisiert. So entstanden unter anderem die Beobachtungstürme im Wauwiler- und im Uffiker/Buchsermoos. Ein weiteres geeignetes Projekt mit nachhaltiger Wirkung wäre jetzt wohl die Realisierung eines Pfahlbauhauses. Als Präsident im Jubiläumsjahr brachte René Kaufmann diese Idee ein und der Lions-Club war einverstanden.

Realisierungsphase

Nun musste eine Projektgruppe mit den richtigen, das heisst massgebenden Personen und Stellen, gebildet werden. Folgende Persönlichkeiten waren bereit, in leitenden Funktionen mitzuwirken und ein baureifes Projekt zu erarbeiten:

René Kaufmann, Wauwil Präsident Lions-Club / Koordination
Max Renggli, Schötz Lead / Ressortleiter Bau
Marc Staffelbach, Nebikon RL-Stv. Bau
Edi Gassmann, Dagmersellen RL Planung
Dr. Ebbe Nielsen, Luzern Projektleiter Archäologie
Jürg Manser, Luzern Kantonsarchäologe, Stv. Projektleiter
Bruno Tanner, Dagmersellen
(nun in Wauwil)
Chef Activity Lions-Club Willisau
Annelies Gassmann, Wauwil Vertretung Gemeinde Wauwil
Beat Rölli, Wauwil Protokollführung und Korrespondenz

Für die Verwirklichung brauchte es dann die geballte Manneskraft des ganzen Lions-Clubs Willisau und weiterer Helfer. Ab April 2009 waren mehrere Arbeitseinsätze an Wochenenden angesagt. Geplant war ursprünglich nur ein Haus. Doch im Laufe der Realisierung kam die Projektgruppe rasch zur Erkenntnis, dass die Gelegenheit und das Potential genutzt werden sollte, drei Häuser zu erstellen. Somit entstand die heutige Pfahlbausiedlung.


Bildfolge "Die Pfahlbausiedlung entsteht"
(Fotos auf www.pfahlbausiedlung.ch und www.wauwil.ch)

 

Die Bilder sprechen ihre eigene Sprache. Handfertigkeiten sind gefragt. Ein kleines Dorf nimmt Gestalt an, dank vielen fleissigen Helfern.

Aufrichtefeier am 6. Juni 2009 nach über 3000 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden.

Für das Schilfdach wird der Spezialist Markus Sommer, genannt „Sumi“, den wir auf dem Bild in Aktion sehen, zugezogen. Einerseits sollen die Häuser gemäss archäologischen Erkenntnissen erstellt werden, andererseits aber werden die Bauten stabilisiert, damit sie lange erhalten bleiben.

Selbstverständlich darf auch ein Informationspavillon nicht fehlen.

Die Pfahlbausiedlung ist inzwischen bald fertig erstellt. Die Projektorganisatoren haben den baulichen Verlauf im Griff und die Eröffnungsfeier steht vor der Tür. Alle freuen sich.

Finanzen

Sicher ist Euch aufgefallen, dass ich bisher noch nicht über das Geld und die Beschaffung gesprochen habe. Aber keine Angst. Selbstverständlich hatte René Kaufmann auch dieses Ressort voll im Griff.

  • Sicher musste der Kanton mithelfen. Schliesslich wollte die Kantonsarchäologie im Jahre 2010, im Hinblick auf das 50-jährige Bestehen des kantonalen „Gesetzes über den Schutz der Kulturdenkmäler“, für die Öffentlichkeit ein nachhaltiges Projekt realisieren. Der Bau eines Lernpfades oder eines Pfahlbauhauses war ein seit langem bestehendes Desiderat der Kantonsarchäologie.
  • Die Gemeinde Wauwil stellte das Grundstück zur Verfügung.
  • Namhafte Geldbeträge kamen vom Lions Club Willisau und vom Lions Multi District.
  • Weitere wichtige Spenden und Geldbeträge konnten von verschiedenen Organisationen, Stiftungen und Privatpersonen generiert werden. Pünktlich zur Eröffnung der Pfahlbausiedlung und des Lernpfades konnte René Kaufmann berichten, dass die nötigen Geldmittel beschafft seien. Das war alles nicht so einfach, wie es jetzt tönt. René Kaufmann verdient auch für diesen Effort einen besonderen Dank.

Die Eröffnung am 26. September 2009

Nun ist der grosse Tag der Eröffnung da. Fernsehen und Radio berichten schweizweit von unserer Pfahlbausiedlung in Wauwil. Mit grosser Bewunderung und Begeisterung wird dieses einmalige Werk gewürdigt.

Die Lebensweise unserer Vorfahren aus der Jungsteinzeit wird durch den Nachbau der Pfahlbausiedlung und den weiteren Informationen auf dem Lernpfad eindrücklich dokumentiert. In unserer Gemeinde wurde ein einmaliges, nachhaltiges Werk mit bedeutender regionaler und kantonaler, ja sogar schweizweiter Ausstrahlung geschaffen.

Heute stellen wir fest, dass die Pfahlbausiedlung täglich besucht wird. Schulklassen wie auch private Personen interessieren sich für die Häuser und den Lernpfad. Erfreut stellen wir fest, dass das geschaffene Werk lebt.

Unesco Welterbe

Gespannt warteten wir dieses Jahr auf den Bescheid der UNESCO. Ende Juni 2011 war es so weit:

Die Pfahlbauten am Alpenrand sind heute Weltkulturerbe. Dazu gehört auch unsere Siedlung am Rande des Wauwilermoos.

 

 


Natürlich entsteht ein solches Werk vor allem Dank Teamwork / Teamarbeit. Aber Du René warst der Kopf, der Motor und vor allem das Herz für die Realisierung der Pfahlbausiedlung.

Wir freuen uns, Dir René den Prix Engagement 2011 zu überreichen. Du hattest die Vision. Entstanden ist sie bei einem Moosspaziergang. Dass die Vision verwirklicht werden konnte, das haben wir Dir zu verdanken. Im Namen der ganzen Gemeinde sage ich Dir ein ganz herzliches Dankeschön für dieses einmalige Werk.

Wauwil, 13. Dezember 2011

Die Gemeindepräsidentin: Vreni Gassmann-Koller


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