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Geschichte

Urgeschichte

Wauwils Geschichte liegt vornehmlich in der Urzeit und wird erst nach 1800 bedeutender.

Das Aussehen unserer Gegend ist in hohem Masse der Vergletscherung während der letzten Eiszeit zuzuschreiben. Vor etwa 22000 Jahren hat der Gletscher seine grösste Ausdehnung erreicht. Der Strom des Gletschers machte erst bei Schötz und in der Gegend von Alberswil halt.

Am wesentlichsten für die Geschichte unserer Landschaft ist aber die Tatsache, dass er das Becken des späteren Wauwilersees aushob.

Während des Gletscherrückzugs, der einige tausend Jahre dauerte, wurde viel Geschiebe abgelagert. So entstanden die leichten, quer durch die Ebene ziehenden Bodenerhöhungen, die Endmoränen. Das Schmelzwasser füllte die vom Gletscher geschaffene Wanne, und es entstand der Wauwilersee. In der Nacheiszeit, vor etwa 12000 Jahren, hatte der See seine grösste Ausdehnung. Er war ungefähr so gross wie der heutige Baldeggersee. Die Höchsttiefe betrug fast acht Meter. Bald jedoch setzte die Verlandung ein. Etwa 9000 Jahre v. Chr. tauchte wahrscheinlich erstmals der Mensch als Jäger, Sammler und Fischer im Moos auf. Er war noch nicht sesshaft. Von der späteren bäuerlichen Kolonisation zwischen 4500 und 2000 v. Chr. haben zahlreiche archäologische Grabungen deutliche und bedeutsame Zeugen zutage gefördert.

Nebst archäologischen Fundgegenständen beherbergt das Wauwilermuseum auch zahlreiche Fotos und Schriftstücke aus alter Zeit

Rentierjäger

Die späteiszeitliche Landschaft war von einer offenen Tundralandschaft mit Gräsern, Kräutern, Sträuchern und Zwergbäumen geprägt. Die Klimaerwärmung begünstigte zunehmend die Entwicklung kleiner Gruppen von Birken und Föhren. Auf den trockenen Anhöhen unweit der zahlreichen Seen und Tümpel siedelten die ersten Bewohner. Es handelte sich um jagende und sammelnde Nomaden der in Europa weit verbreiteten Magdalénien Kultur (ca. 20000 – 12600 v. Chr.).

Die günstige Lage der Siedlung auf dem Bild erleichterte den Bewohnern die Jagd auf die vorbeiziehenden Herden von Rentieren und Wildpferden, die bei der Traversierung der Gewässer besonders wehrlos waren.

Die vom Gletscher hinterlassenen Moränen waren ursprünglich deutlich höher als heute. Sie wurden in den vergangenen Jahrtausenden durch die Erosion und den Ackerbau ausgeebnet.

Ausgrabungen

Das Wauwilermoos zählt zu den bedeu­tend­sten Siedlungsgebieten Euro­pas für die Erforschung der Jung­stein­zeit.

Kein anderes Moor hat so zahlreiche und vielfältige Funde zur Beleuchtung des Zeitalters der bäuerlichen Kolonisation zwischen 4500 und 2000 v. Chr. geliefert, und nicht anders verhält es sich für die vorangehende Epoche der Mittelsteinzeit. Sie wird durch über 30 Siedlungsplätze in Erinnerung gerufen, die sich kranzförmig entlang des südöstlichen Seeufers gruppieren.

In diesen bevorzugten Siedlungsraum sind Vertreter der verschiedensten Kulturgruppen aus allen Himmelsrichtungen vorgestossen und haben auf der Strandplatte des ehemaligen Wauwiler Flachsees Wohnsitz genommen. Der See ist infolge mehrerer, um die Mitte des vorigen Jahrhunderts erfolter Absenkungen aus dem Landschaftsbild verschwunden.

Fundstellen Wauwilermoos Mesolithikum Paläolithikum Wauwil
Fundstellen im Wauwilermoos
(Abb. 348 Seite 197, Buch von Ebbe H. Nielsen, Paläolithikum und Mesolithikum in der Zentralschweiz, Nr. 13 | 2009)

Pfahlbausiedlung Wauwil und Archäologischer Lernpfad

Das Wauwilermoos ist eine archäologische Landschaft von europäischer Bedeutung. Das Gebiet um den heute verlandeten Wauwilersee ist eine der wichtigsten Fundstellen der Steinzeit in Mitteleuropa.

In Wauwil wurde eine Pfahlbausiedlung und ein Informationspavillon realisiert, in unmittelbarer Nähe von Ausgrabungsorten mit jungstein­zeitlichen Funden am Ufer des ehemaligen Wauwilersees, am Rande des heutigen Wauwilermooses. Die Siedlung ist ein gemeinsames Projekt der Kantonsarchäologie Luzern, des Lions Clubs Willisau sowie der Gemeinde Wauwil. Im Weiteren wurde ein wissenschaftlich fundierter archäologischer Lernpfad erstellt.

Weitere Informationen finden Sie unter www.pfahlbausiedlung.ch

Glasproduktion

Glasbläser vor dem Zentrum LindeTorfstecher - Bronzeplastik von Rolf Brem

Die wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes Wauwil war jahrelang durch die Glasi geprägt. Zwischen 1877 und 1993 wurde in der "Hütte" mit vor Ort abgebauten Rohmaterialien, wie Sand und Torf, Glas produziert. Mit der Einstellung der Glasproduktion im Jahre 1993 ging eine rund 60-jährige Glasmacher-Ära endgültig zu Ende. In den Fabrikräumen wurden neu PET-Kunststoffbehälter produziert. Für die Vetropack zeichneten sich bald neue Möglichkeiten für die Entwicklung im Kernbereich Glas ab, welche Investitionen in die Werke in Mittel- und Osteuropa notwendig machten. Sie verkauften die Kunststoffaktivitäten an die Altoplast. Ende 1998 wurde ein nächster Abbauschritt angekündigt. Wegen der hohen Transportkosten verlegte die Altoplast den grössten Teil der Produktion ins zürcherische Hochfelden. Schliesslich schloss auf Ende 2002 die Altoplast endgültig die Tore in Wauwil. Das ehemalige Glasi-Areal wurde zur Zentrumszone und wurde inzwischen überbaut.

Von den Anfängen der Glasproduktion zeugen die zwei Bronzestatuen "Torfstecher" und "Glasbläser", die auf dem Areal des Zentrums Linde aufgestellt sind.

Die Wauwiler Glasi-Geschichte 1879-1993

(Wiggertaler Heimatkunde)

Besonders für Wauwil - aber ebenso für die zahlreiche Arbeitnehmende aus den umliegenden Gemeinden - war die Glasfabrikation am Santenberg über viele Jahrzehnte volkswirtschaftlich eminent wichtig.

Wie die Glasfabrikation ab 1879 entwickelt worden ist sowie welche Blütezeiten und Krisen sie erfahren hat, hat Dr. Josef Blum (Sempach) auf historischen Daten basierend, mehrseitig und mit seltenen Dokumenten illustriert in einem sehr lesenswerten Bericht niedergeschrieben. In der „Heimatkunde Wiggertal“, welche jährlich von der Heimatvereinigung Wiggertal HVW herausgegeben wird, sind dazu zwei Teilberichte erschienen. Die Glasfabrikation am ersten Standort ‚Sternmatte’ ist in der Ausgabe 2013 beschrieben. Die wechselvolle Glasi-Geschichte am zweiten Standort im ‚Dorf’ wird in der soeben erschienenen Heimatkunde-Ausgabe 2014 geschildert. Wer sich mit der dörflichen Entwicklung vertrauter machen will, oder selbst noch Erinnerungen an die seinerzeitige Glasi Wauwil hat, kann die „Heimatkunde Wiggertal“ bei der Poststelle Wauwil oder im Buchhandel erwerben (Fr. 35 pro Band, bedeutet gleichzeitig Mitgliedschaft bei der HVW). Die übrigen Texte und Bilder in der rund 230-seitigen Heimatkunde sind weiteren regionalen Themen, Kultur und Geschichtlichem gewidmet, was ebenfalls weit herum wissenswert ist.

Dorf- und Glasmuseum

Das Dorf- und Glasmuseum befindet sich im ehemaligen Wohnhaus "Weiermatt", Unterdorf 2 (unterhalb Wohnwerk, vormals Gräni Metzg). Leider bestehen (noch) keine fixen Öffnungszeiten. Das Museum kann nur auf Anmeldung hin besichtigt werden.

Kapelle St. Wendelin

Wendelinskapelle WauwilIm 15. und 16. Jahrhundert genoss der heilige Wendelin, ein Königssohn aus Schottland, als Hirte, Einsiedler und Abt (gestorben 617) bei den Bauern grosse Verehrung. Ihm erbauten die Wauwiler in der Nachreformationszeit eine Kapelle. Bereits im 11. Jahrhundert jedoch wird eine Kapelle zum heiligen Fridolin in Wauwil erwähnt. Ob zwischen der Fridolins- und der Wendelinskapelle gar noch eine dritte Kapelle (zu Ehren der heiligen Magdalena) bestand, kann nicht nachgewiesen werden. Vermutlich aber wurde die heilige Maria Magdalena als zweite Patronin gefeiert. Der Magdalenentag (22. Juli) wie der Wendelinstag (20. Oktober) wurden als Feiertag begangen. Ein Ausgabenposten in der Kapellenrechnung für Schiesspulver an beiden Festen deutet darauf hin.

Kapelle erweitert

1737 wurde die erste Wendelinskapelle durch eine zweite ersetzt und zu einer eigentlichen Messkapelle eingerichtet. 1829 fasste die Bevölkerung den Entschluss, diese Kapelle zu erweitern. Zuvor gab es jedoch harte Diskussionen. Die Kapelle war baufällig und der Raum sehr klein. Andererseits wollten die Wauwiler jetzt die Gelegenheit benützen, um sich von der Mutterpfarrei Altishofen loszulösen, man hatte den langen Kirchenweg nach Altishofen von mehr als zwei Stunden hin und zurück satt. Pfarrer Schiffmann von Altishofen wollte einer Lostrennung die Spitze brechen und trat für eine Vergrösserung und Renovation der Kapelle ein. Die Versammlung vom 21. April 1829 fasste mit grosser Mehrheit gegen drei Stimmen den Beschluss, die Kapelle zu erweitern.

Bestrafung

Ein Bürger jedoch, Josef Kaufmann, mochte sich mit diesem Ergebnis nicht abfinden und opponierte heftig. Unter anderem machte er geltend, dass für den Bau keine Bewilligung eingeholt worden sei, zudem sei die Gemeinde bettelarm. Josef Kaufmann unterbreitete dem Luzerner Regierungsrat ein Gutachten, das in seinem Auftrage erstellt worden war. Die Regierung fasste daraufhin einen für Wauwil schmerzhaften Beschluss:

  1. Der Gemeinderat hat sich das hoheitliche Missgefallen zugezogen.
  2. Von den Baukosten von 1235 Franken und 5 Batzen werden die freiwilligen Beiträge von 601 Franken abgezogen, bleibt die Schuld von 634 Franken 5 Batzen.
  3. Diese muss durch Steuern von Kataster und Vermögen über 500 Franken abgetragen werden.
  4. Jene Bürger, welche dagegen stimmten, hätten nur die Hälfte zu bezahlen.
  5. Die noch übrigen 134 Franken 5 Batzen müssen die Mitglieder der dortigen Gemeindeverwaltung als Strafe übernehmen.

Die Gemeinde fügte sich diesem Entscheid in Ruhe. Wauwil aber hatte wieder eine renovierte Kapelle.

Bis in die heutige Zeit wurde die Kapelle mehrmals renoviert, so 1865 oder 1871, als der Turm und das Dach saniert wurden. Eine Aussenrenovation wurde 1976/77 vorgenommen.

Quellenangaben:
Der Text stammt aus dem Buch "Wauwil, einst - heute" (Autor: Anton Staffelbach, Redaktion: Paul Felber, Gestaltung: Urs Dahinden, © 1992 Gemeinde Wauwil)